Ein Jahr nach meiner ersten Magische-Orte-Expedition war es 1999 an der Zeit, eine zweite, diesmal 19-tägige Kultur- und Natur-Expedition zu unternehmen. Ich war unterwegs zu magischen Orten in Deutschland, in den Niederlanden und in der Schweiz. Mein PKW-Kombi war bei dieser 3-wöchigen Rundreise wieder meine flexible Unterkunft, ausgestattet mit Schlafsack, Isomatte, Gaskocher und diverser Outdoor-Ausrüstung (z.B. Bergschuhe + Kamera), aber ohne Mobiltelefon! | ||||||||||||||||||||||||||||||
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1.+2. Expeditionstag: Hamburg ist ein Hort der Superlative. Mit fast 2 Mio. Einwohnern zählt Hamburg zu den grössten Städten Deutschlands. Um das Jahr 800 entstand südlich der heutigen Petrikirche ein befestigter Brückenkopf. Kaiser Ludwig der Fromme liess an dieser Stelle ein Kastell errichten und machte die Ansiedlung 831 zum Erzbistum, das eine wichtige Funktion bei der christlichen Missionierung des Nordens und des Ostens ausübte. Hamburgs Stadtbild wird heute weitgehend von den Bauten des 19. u. 20. Jh.s. geprägt. Klare Funktionalität bestimmt die Linie der zahlreichen modernen Bürohäuser. Beim Wiederaufbau der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg wurden viele historische Bauwerke rekonstruiert und neugestaltet. Mit der kanaldurchzogenen Speicherstadt (Foto) auf der Brookinsel besitzt Hamburg ein Stück "Venedig im Norden". Übernachtung im Kombi in einem Gewerbegebiet südlich von Marienhafe (B 72) | ||||||||||||||||||||||||||||||
3. Expeditionstag: Als die "Sieben Ostfriesen" werden die vor der Küste liegenden Inseln bezeichnet: Borkum, Juist, Norderney, Baltrum, Langeoog, Spiekeroog und Wangerooge. Die Kette schmaler Eilande wird im Westen von der Ems-, im Osten von der Wesermündung begrenzt. Zwischen den Inseln und der Küste liegt das Wattenmeer. Norderney ist das älteste deutsche Nordseebad. Der Kurbetrieb läuft dort seit 1797. An der Schiffsanlegestelle kann sich jeder ein Rad ausleihen und so wie ich die Insel individuell entdecken. Übernachtung im Gewerbegebiet von Marienhafe | ||||||||||||||||||||||||||||||
1964 entschloss sich die Gemeinde Vlagtwedde, die Festung zu restaurieren und zu rekonstruieren entsprechend der Situation im Jahr 1742, als die Festung ihren grössten Umfang erreicht hatte. Seither wird die Festung täglich von Touristenmassen besetzt. Übernachtung im Kombi am Rande des Museumsdorfes Orvelte | ||||||||||||||||||||||||||||||
5. Expeditionstag: Ein Guckkästchen in die gute alte Zeit Frieslands ist Franeker. Stimmungsvolle Grachten, ein überbordend verziertes Renaissance-Rathaus (Foto) und windschiefe bunte "Professorenhäuschen" machen den Charakter dieses Städtchens aus, das von 1585 bis 1811 die einzige friesische Universität besass. Aus dem Reigen der Museen ist das Planetarium hervorzuheben - es ist das älteste der Welt. Eise Eisinga, eigentlich von Beruf Wollkämmerer, bastelte das Planeten-Modell zwischen 1774 und 1781 zusammen und baute es in seinem Haus in die Zimmerdecke ein (gegenüber dem Rathaus am anderen Grachtenufer). Das komplizierte Räderwerk mit seinen Eichenreifen und tausenden von handgeschmiedeten Nägeln hängt heute noch dort - und funktioniert. Eisingas Absicht war, seinen Mitbürgern die Angst vor zusammenstoßenden Planeten und dem Weltuntergang zu nehmen. Ausserdem gibt es Globen, Atlanten, Chronometer und andere faszinierende Gerätschaften zu sehen, mit denen man dem Himmel näherrücken kann. Zufällig stand ich in der Nähe, als mit diesem rosafarbenen Ami-Schlitten ein Brautpaar am Standesamt von Harlingen (Foto) vorfuhr. Die schönste Hafenstadt Frieslands mit den schmucken schmalen Giebelhäusern steht fast komplett unter Denkmalschutz. Vom Harlinger Hafen legen die Fähren ab zu den Inseln Vlieland und Terschelling. Dort im Hafen steht auf einem Sockel Frieslands beliebtestes Motiv: Ein Junge, der nach der Legende mit seinem Finger ein Loch im Deich gestopft und so sein Land vor der Überflutung gerettet haben soll. Nach der Fahrt über den 30 km langen und 90 m breiten, schnurgeraden Afsluitdijk (Abschlussdeich 1927-1932) zwischen Zurich und Den Oever, einem Zwischenstopp am Fährhafen von Den Helder und einem Marsch zur Nordsee über die mächtigen Dünen bei De Zandloper fand ich abends im Gewerbegebiet Opmeer hinter abgestellten LKW-Anhängern voller alter Reifen einen ruhigen Platz zum Übernachten. Dort störte mich kein Wachdienst und keine Polizeistreife. | ||||||||||||||||||||||||||||||
6. Expeditionstag: Diese Holländermühle steht nicht am Straßenrand, sondern im Freilichtmuseum von Enkhuizen, das nur mit dem Boot erreicht werden kann. Rund 135 historische Gebäude (Schulen, Cafes, Betriebe, Fischerhütten, Giebelhäuser) wurden andernorts abgetragen, her transportiert und hier wieder aufgebaut. Wie lebten die Fischer vor 100 Jahren, wie sah die Wohnung eines alten Kapitäns aus? Was für Speisen bereiteten sich die Menschen? In den Küchen und Zimmern kann jeder in Töpfe und Truhen schauen. Im Museum ist die Atmosphäre eines Zuiderzeestädtchens zwischen 1880-1932 allgegenwärtig. Im 16. und 17. Jh. war Hoorn ein Hafen von Weltbedeutung. Von hier brachen niederländische Handelsschiffe 1595 zur Insel Java im Fernen Osten auf. Der damals berühmte Kapitän Willem Cornelisz Schouten umsegelte als erster 1616 die Südspitze Südamerikas bei Feuerland und benannte das Kap nach seiner Vaterstadt: Kap Hoorn. Abel Tasman (1603-1659), ein Hoorner Seefahrer, entdeckte wenig später Neuseeland und Tasmanien. Im alten Hafen mit seinen Lagerhäusern liegen noch einige historische Windjammer. Ein Abstecher ins nahe Volendam lohnt: Dort im folkloristischen Bilderbuch-Hotel Spaander stiegen einst viele Künstler ab. Im Restaurant hängen heute mehr als 100 Gemälde einheimischer Maler, die zum Teil mit den Bildern ihre Zeche bezahlt haben. Die Fischer tragen zur Freude der Besucher ihre Pluderhosen und ziehen an der Pfeife, die Frauen tragen ab und zu noch das Spitzenhäubchen "Hulletje". Vor allem in der Hauptreisezeit dröhnt am Nachmittag und Abend in den Kneipen das Gebrüll betrunkener Touristen. Übernachtung im Kombi auf einer Wiese der Halbinsel Marken. | ||||||||||||||||||||||||||||||
7. Expeditionstag: Unberührt von den Entwicklungen der Welt sind auf der kleinen Zuiderzee-Insel Marken Lebensgewohnheiten erhalten, die anderswo der fortgeschrittenen Zeit zum Opfer fielen. Auch heute treten sonntags ältere Einheimische in Trachten aus ihren in den Farben Grün, Silbergrau und Schwarz gestrichenen Holzhäusern heraus und gehen still zur Messe in die calvinistische Kirche. Im Hafen ankert die moderne Zeit. Der Kontrast: Mongolische Straßenmusiker unterhielten mich auf dem Leidseplein, dem lebendigen Herz von Amsterdam. Einige Meter weiter spielten mir andere ihr Lied aus einer anderen Gegend unserer Welt. Die junggebliebene Hauptstadt hat seit den "Provo"- und "Kabouter"-Aktionen, den Vorläufern der antiautoritären Jugendbewegungen, ihre magische Anziehungskraft auf die nachfolgenden Generationen bis heute nie verloren: In Amsterdam, so ihr Credo, darf man alles, was zu Hause nicht erlaubt ist. Die Magere Brug (Foto) ist als älteste Brücke Amsterdams für viele ein Fotomotiv während einer Wanderung durch jene Stadt, die man auch als grösste Pfahlsiedlung der Welt bezeichnen kann. Was soll ich noch zu Amsterdam sagen, ausser: Hinfahren, schauen, riechen, schmecken, hören, fühlen, bezahlen, geniessen, Boot fahren, Coffee shoppen, Tee trinken ... Übernachtung im Kombi auf einem Gewerbehof von Harskamp. | ||||||||||||||||||||||||||||||
Kostenloses Angebot: Magische Orte 2 als pdf-Datei (476 KB) | ||||||||||||||||||||||||||||||