Frankfurt(O), 29.9.1980
Rat der StadtAbteilung Kultur HO-Gaststättenverwaltung z.Hd. d. Gen. Brxxxxx 1200 Frankfurt(O) Nuhnenstr. 56 Betr.: Vertrauliche Mitteilung betr. Koll. Totzauer Werter Genosse Brxxxxx! Wie uns bekannt wurde, wurde der Kollege Roland Totzauer von Ihnen als Leiter des Klubs "Handel 80" eingestellt. Mir sind folgende vertauliche Informationen zu den genannten Kollegen bekannt geworden, die ich Ihnen mitteilen möchte. Kollege T. war am 13. August 1980 in Warschau. Er äußerte gegenüber einem Bekannten, daß er zu einer dort gezeigten Grafikausstellung zu Gast war. Im weiteren äußerte T. gegenüber diesem Bekannten, daß er "eigentlich nur mal sehen wollte, was z.Z. in Polen los ist". Vor einigen Tagen erhielt ich vom Kleist-Theater Frankfurt(O) die Mitteilung, daß dort inoffiziell die "Forderung" nach sogenannten "Freien Gewerkschaften" aufgetaucht ist. Sie kam aus einem dem Intendanten des Kleist-Theaters z.T. bekannten Kreis von Kollegen, die bei bestimmten aktuell-politischen Ereignissen (z.B. die derzeitigen Ereignisse in der VR Polen) eine gegen unseren Staat gerichtete Haltung einnehmen. Es liegt die Vermutung nahe, daß der Kollege T., der mit einigen Schauspielern (wahrscheinlich) auch aus dem genannten Kreis sehr eng liiert ist und sein Besuch in Warschau vor der o.g. "Forderung" lag, entsprechendes Gedankengut aus der VR Polen in die Diskussion eingebracht hat. Kollege T. hat vor, im Klub "Handel 80" auch Veranstaltungen mit Schauspielern des Kleist-Theaters durchzuführen. Weiterhin ist mir bekannt, daß vom Koll. T., der an der Fachschule für Klubleiter in Meissen studiert hat, ein Schülerstreik organisiert wurde. Das geschah dergestalt, daß eine Arbeit für das Fach "Politische Ökonomie" anonym abgegeben wurde von mehreren Direktstudenten. Darin wurde gegen den Staat gerichtete Kritiken niedergeschrieben. Die Namen der betroffenen Studenten - darunter der des Koll. T. - wurden von der Schulleitung im Nachhinein ermittelt. Ich gebe zu bedenken, daß eine derartige Person für eine so wichtige Planstelle wie die eines Klubleiters wohl kaum geeignet ist. Mit sozialistischem Gruß
Mandel |